Jüchen (14.03.2022) Am Anfang stand eine Idee, die Michael Ermer umtrieb: „Menschen, die miteinander essen, streiten nicht – sie tun das friedlich…“ Warum also nicht weit entfernt von den Kriegsfronten in Osteuropa Menschen zu einem Essen einladen und dazu animieren, Gutes zu tun und Solidarität zu demonstrieren? Schnell hatte der Jüchener REWE-Kaufmann mit Thomas Lindgens, Präsident des Bürgerschützen- und Heimatvereins Jüchen 1880 e.V. (BSHV) und Pfarrer Ulrich Clancett von der katholischen Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen (GdG) im Boot. Gleich zu Beginn die Idee, mit „Borschtsch“ ein einfaches, traditionelles Gericht anzubieten, dass sich über die Frontlinien hinweg großer Beliebtheit erfreut. „Das Ganze gehört nicht auf einen Supermarkt-Parkplatz,“ so Ermer weiter und erinnerte sich an eine Aktion, die das ehrenamtliche Team der „LCM Dorftechnik“ am Abend des Karnevalssonntags realisiert hatte: „Die Jungs hatten den Turm des Jakobuskirche, unseres Doms, in blau und gelb gehüllt, was mich schwer beeindruckt hatte.“ So etwas musste für das „Jüchener Friedensmahl“ auch her. „Klar waren wir spontan bereit, für diesen Anlass den Jüchener Stadtkern mit tollen Akzenten in den ukrainischen Farben zu versehen,“ erläutert Marcel Joußen vom Team der „LCM-Dorftechnik“. Mit Festzelt-Wirt Karl-Heinz Oellers aus Erkelenz war schnell vereinbart, dass er das Tisch-Material für eine XXL-Tafel einmal quer durch den Jüchener Stadtkern stellt – einmal von der katholischen quer über den Markt zur evangeli-schen Kirche. „Damit war auch die Stadtverwaltung im Boot, die uns sehr schnell und vollkommen unbürokratisch unterstützte,“ erinnert sich Thomas Lindgens, der auch im Stadtrat sitzt „Und da ging es ne-ben den Fragen von Straßenabsperrungen auch um die Regeln einer solchen Veranstaltung unter den noch geltenden Corona-Regeln.“ Aber auch das sei sehr schnell gelöst worden, so Lindgens weiter, der sich namens der Veranstalter bei der Stadtverwaltung, besonders dem Ordnungsamt und dem städtischen Bauhof bedankte.
Unterdessen schwang Robert Hellfritzsch, REWE-Koch im Markt von Michael Ermer, den Kochlöffel und fabrizierte die Suppe aus Rindfleisch, Roter Beete und Sauerkraut. Verfeinert mit Gewürzen, Zwiebeln und Lorbeerblättern entstanden so insgesamt 500 Liter, die am letzten Samstag in großen Bechern aus-gegeben wurden. „Ich hatte zwar schon von dieser Suppe gehört – aber selbst gekocht hatte ich die noch nie,“ lacht Hellfritzsch, der sich aber tatkräftiger Beratung und Unterstützung von Kolleginnen und Kol-legen mit russisch-kasachisch-ukrainischen Wurzeln und Verbindungen sicher sein konnte. Justin Wagner, einer dieser REWE-Mitarbeiter, konstatierte schließlich auch: „Besser hätte meine kasachische Oma das auch nicht hinbekommen! Hut ab und Kompliment für Robert“
„Das tolle war die Dynamik, die das alles aufnahm,“ zeigte sich Initiator Michael Ermer beeindruckt. Aus allen Ecken seien Unterstützungs-Angebote gekommen. Seine MitarbeiterInnen waren voll motiviert, an dieser großen Solidaritäts-Aktion mitzuwirken. Der Malteser Hilfsdienst meldete sich und frag-te an, wo man noch unterstützen könne. Die Schützen sorgten für Dekoration und Moblierung des Ortskerns. „Das Telefon stand nicht mehr still – und auch in den sozialen Netzwerken ging die Post ab.“