Blaue Husaren

Blaue Husaren


Wenn wir an das Jahr 1989 zurück denken, kommt uns vor allem der 9. November in den Sinn – jener Tag, an dem die Mauer fiel. Und einige unter uns erinnern sich vielleicht auch noch daran, dass Boris Becker und Steffi Graf beide in diesem Jahr Wimbledon gewannen.
Robert Lembke – ja genau, das war der mit den Schweinchen – verstarb im Alter von 75 Jahren und Marco Reus erblickte am 31. Mai das Licht der Welt – einen Tag nach unserem Krönungsball.
Ja, so lange ist das schon her!
Im Kino lief der Film „Otto – der Außerfriesische“, die Sowjets zogen ihre Truppen aus Afghanistan ab und die Raumsonde Voyager II zog in aller Stille an Neptun vorbei. Heute befindet sie sich ca. 15,3 Milliarden Kilometer von uns entfernt im interstellaren Raum, wenn Captain Kirk sie nicht unterwegs irgendwo aufgegabelt hat. 

In Jüchen, wo man im Jahr 1989 Kreisverkehre nur aus Holland kannte, waren wir damit beschäftigt unseren Schützenzug zu gründen. Und ich schreibe bewusst „wir waren damit beschäftigt“, weil es sich hier um einen längeren Prozess handelte, wie die folgenden Auszüge aus den damaligen Versammlungsprotokollen zum Thema „Namensfindung“ eindrucksvoll beweisen. Gut Ding braucht eben Weile und anders als die Raumsonde Voyager sind wir immer noch da. Man lese und staune…

Auszug aus der 2. Versammlung (05.08.1989): 
„…die Versammlung kam zu dem Schluss, sich über das Angebot an Uniformen im Korschenbroicher Uniformverleih zu erkundigen, um dann eine geeignete Uniform auszuwählen. Vier Schützen sollen diese Aufgabe übernehmen.“

Auszug aus der 3. Versammlung (16.09.1989):
„…die Versammlung kam zu dem Schluss, die Fahrt nach Korschenbroich am 07.10.89 zu tätigen. Formulare für die Bestellung der Uniformen wurden dem Schriftführer von General Reipen ausgehändigt. Über Art der Uniform und Namen des Schützenzuges wolle man nach der Fahrt beraten…“

Auszug aus der 4. Versammlung (07.10.1989):
„… die Schützenbrüder James Bond, Senior Rossi und Rocky Balboa (Namen von der Redaktion geändert) erklärten sich bereit am Samstag den 14.10.89 in den Uniformverleih zu fahren…“

Auszug aus der 5. Versammlung (04.11.1989):
„…einen Termin für die Fahrt zum Uniformverleih…wolle man unbedingt auf der nächsten Versammlung festlegen…“

Auszug aus der 6. Versammlung (02.12.1989):
Anm. d. Red: Immerhin ist das Thema jetzt schon Punkt 1 auf der Tagesordnung!   
„…der Zugführer wolle in der nächsten Woche persönlich zum Uniformverleih fahren,…“

Auszug aus der 7. Versammlung (06.01.1990):
„…der Zugführer hatte bis zur heutigen Versammlung nicht die Möglichkeit, den Uniformverleih aufzusuchen. Er verpflichtete sich jedoch, dies in absehbarer Zeit zu tun…“

Auszug aus der 8. Versammlung (10.02.1990):
Anm. d. Red.: Der Tagesordnungspunkt „Uniformen“ fehlt komplett! Wir vermuten, dass aufgrund der anstehenden Karnevalszeit Uniformen nicht mehr so wichtig waren.

Auszug aus der 9. Versammlung (03.03.1990):
„…nachdem der Zugführer sich im Uniformverleih ausreichend informiert hatte, unterrichtete er die Versammlung über die dort vorhandenen Angebote. Die Versammlung kam zu dem Schluss, eine Wallenstein Uniform passe nicht zu uns. Eine Jäger-Uniform koste 40,- DM eine Husaren Uniform 70,- DM. Eine geeignete Uniform und damit einen Namen für den Schützenzug wolle man auf der nächsten Versammlung auswählen….“
Anm. d. Red.: Auch wenn hier immer noch kein Fortschritt zu erkennen ist, war es rückblickend sicher eine weise Entscheidung, keine Wallenstein Uniform zu wählen, wenn man bedenkt wie viele Hektoliter Spießbratensoße wir seitdem auf unseren Uniformen verteilt haben.
Nun ja, am Ende ist sicher, dass wir an den Schützenfesten nicht in Trainingsanzügen teilgenommen haben und wie viele wissen, waren es dann Husaren-Uniformen – zunächst grüne, später blaue. 
Und obwohl wir manchmal ein ziemlich chaotischer Haufen waren und sicher auch heute noch sind, haben wir unsere Duftmarken in der Jüchener Schützenwelt hinterlassen.
Unvergessen sind unsere Garagenpartys auf der Alleestrasse – wer dabei war erinnert sich.
Und auch die Bierolympiaden an der Grillhütte sind Legende. Damals haben wir gelernt, dass man Vodka-Jellys nicht mit unverdünntem Vodka zubereiten sollte.
Sogar ein Königspaar haben wir mit S.M. Mark und I.M. Claudia hervorgebracht; das hätte 1989 sicher niemand von uns gedacht. Und wir wollen uns auch gar nicht vorstellen, für wie viele Versammlungen damals dieses Thema wohl Tagesordnungspunkt Nr. 1 gewesen wäre.
Wie dem auch sei, eines ist sicher: Es waren fantastische 25 Jahre, in denen wir zusammen gefeiert und gelitten, gelacht und geweint haben. Und so wird es in den nächsten 25 Jahren sein. Denn egal was passiert – die Blauen sind immer da! 

Auf die nächsten 25 Jahre!

Die Blauen Husaren

Frank Antweiler (Spezialist für Management schwer zu führender Gruppen und Zugführer)
Mark Neuss (Spezialist für Hochdeutsch und stellv. Zugführer)
Stefan Müller (Spezialist für Diplomatie und Spiess)
Harald Kaiser (Spezialist für Frisuren aller Art und Erster Fahnenoffizier)
Stefan Wächter (Spezialist für Geldanlagen, zweiter Fahnenoffizier und Kassierer)
Alex Tobys (Spezialist für Werkstoffe aller Art und deren Bearbeitung)
Jörg Hamacher (Spezialist für Maschinentechnik)
Aldo Domröse (Spezialist für Baumaßnahmen aller Art)
Stephan Planker (Spezialist für musikalische Späterziehung)
Dirk Poscher (Spezialist für nützliches Zeug, Offizier und Zeugwart)
Olaf van Gansewinkel (Spezialist für dummes Zeug und Schriftführer)
Dennis Kaiser (Spezialist für alles)

Husaren im Exil:
Andre Broichhausen (Schottland)
Michael Mansfeld (Velbert)

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